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Bombe in Bielefeld ist entschärft - Anwohner können in Häuser zurück

250-Kilo-Blindgänger war bei Bauarbeiten entdeckt worden

An der Nordstraße wurde die Bombe gefunden. | © Christian Mathiesen

An der Nordstraße wurde die Bombe gefunden. | © Christian Mathiesen

18.07.2017 | 18.07.2017, 23:15

Bielefeld. Die am Dienstag an der Nordstraße 32 in Bielefeld gefundene Fliegerbombe ist am Abend um 19.37 Uhr von Kamfmittelexperten entschärft worden. Wegen der Entschärfung hatte die Stadt Bielefeld ein Gebiet im Umkreis von 250 Metern um den Fundort im Kamphofviertel evakuiert. Die Bombe war bei Hausanschlussarbeiten in einem Hinterhof gefunden worden.

Die Entschärfung hatte um 18.15 Uhr begonnen. 250 Kilo Sprengstoff rund vier Meter unter der Erde wurden in 82 Minuten von den Sprengmeistern Gerd Mathee und Wolfgang Stief vom Kampfmittelräumdienst unschädlich gemacht. Ein kniffliger Kraftakt, der Auswirkungen auf die halbe Stadt hatte.

Erst am Morgen hatte die Stadt die Ad-hoc-Entschärfung anberaumt. Rund 1.800 Anwohner waren direkt betroffen: Sie mussten ab 16 Uhr raus aus ihren Häusern. Die Polizei sperrte ab: Meller Straße oder Ernst-Rein-Straße waren komplett dicht. Feuerwehrleute klingelten an jeder Tür, markierten gecheckte Häuser mit rot-weißem Flatterband.

Hier wurde evakuiert. - © Stadt Bielefeld
Hier wurde evakuiert. | © Stadt Bielefeld

Per Einsatzwagen-Lautsprecher wurde die Evakuierung erklärt. „Die hat uns überrascht, so etwas gab’s noch nie", sagten Günter Rick (78) und Margret Frensel (90). Die beiden Anwohner machten sich kurzerhand auf in den Nordpark. „Es ist ja immerhin gutes Wetter."

Problemlose Evakuierung

Auch Firmen waren betroffen. Bei Hillenkötter und Ronsieck (Hiro), Aufzug- und Treppenlift-Hersteller an der Meller Straße, wurde der Feierabend um eine Stunde auf 15.45 Uhr vorgezogen. Der andere produzierende Betrieb im Sperrgebiet, Volkswagen-Zulieferer DFA, wäre nur in einigen Werkshallen betroffen gewesen. Bei VW ruht aber wegen Werksferien derzeit großteils die Arbeit, sagte DFA-Produktionsleiter Christoph Meyer.

Das Flatterband zeigt an, dass die Häuser geräumt sind. - © Alexandra Buck
Das Flatterband zeigt an, dass die Häuser geräumt sind. | © Alexandra Buck

Um 17.55 Uhr war die Evakuierung abgeschlossen, das Viertel menschenleer. „Alles problemlos", sagten Christian Schnülle von der Löschabteilung West sowie Frank Stengel von der Löschabteilung Quelle. Nur zwei Personen musste die Polizei mit Nachdruck überzeugen, das Haus zu verlassen – eine gute Quote.

Wegen der Sperrung kam es zum Stau auf dem OWD. - © Dennis Rother
Wegen der Sperrung kam es zum Stau auf dem OWD. | © Dennis Rother

Stengel vermutete augenzwinkernd: „Manch einer hat nach ähnlichen Entschärfungen in der Gegend schon Routine." In jüngerer Vergangenheit sei bei solch einer Kurzzeit-Umsiedlung sogar mal jemand aus dem Wohnzimmerfenster getürmt, hieß es.

Schwierige Entschärfung

Dann war Gerd Mathees Filigranarbeit gefragt. Der Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg mit Kopf- und Heckzünder habe fast senkrecht in der Erde gelegen, wie an einer geraden Schnur gezogen. Eine extrem schwierige Aufgabe.

Also grub Mathee mit Kollege Wolfgang Stief drumherum, um den Zünder am unteren Ende herauszudrehen. Um exakt 19.37 Uhr war er fertig. Durchpusten. Mission erfüllt.

Direkt im Anschluss hoben die Einsatzkräfte die Sperrungen auf, Anwohner konnten zurück. Dass ab 17 Uhr auch der Ostwestfalendamm-Tunnel Richtung Eckendorfer Straße sowie ab 18.10 Uhr Richtung Brackwede zu war, führte zu verstopften Ausweichrouten. Auf dem OWD selbst ging an Abfahrten fast nichts mehr. Erst gegen 20 Uhr kam dann die Entspannung – nicht nur für Gerd Mathee.

Information


Großeinsatz

  • 225 Einsatzkräfte haben dafür gesorgt, dass rund um die Entschärfung alles reibungslos lief.
  • Das sagte Stadtsprecherin Gisela Bockermann nach Rücksprache mit Einsatzleiter Bernd Heißenberg, dem stellvertretenden Feuerwehrchef.
  • Neben Flüchtlingen einer nahegelegenen Unterkunft (siehe unten) wurden 20 weitere Anwohner mit Bussen zur Martin-Niemöller-Gesamtschule gebracht.
  • Neun Menschen benötigten bei der Evakuierung Krankentransporte.